Projekt TeichLausitz

Sicherung der Biodiversität durch nachhaltig bewirtschaftete Teichlandschaften in der Lausitz

Der Wert der Teiche geht über die Erholung und Lebensmittelproduktion hinaus – das soll mit dem Projekt TeichLausitz unter anderem hervorgehoben werden. (c) Dirk Weis

In Deutschland werden aktuell etwa 23.000 ha teichwirtschaftliche Nutzfläche fischereilich bewirtschaftet. Die Bewirtschaftung ist jedoch mit zunehmenden Unsicherheiten behaftet, so dass sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die erzeugte Fischmenge in den vergangenen 30 Jahren stark rückläufig sind. Durch geänderte Rahmenbedingungen sind einerseits weitere Arbeitsplätze in ländlichen, dem Strukturwandel unterworfenen Regionen Deutschlands bedroht, andererseits ist auch die Artenvielfalt dieser besonderen Ökosysteme stark gefährdet.

Am Beispiel der Lausitzer Teichlandschaften, dem deutschlandweit größten zusammenhängenden Teichgebiet mit einer über 750jährigen Tradition der Karpfenteichwirtschaft, wird in den Ländern Brandenburg und Sachsen mit einem inter- und transdisziplinären Ansatz erforscht, wie diese ökologisch wertvollen Kulturlandschaften langfristig gesichert werden können.

Was sind Ziel und Inhalt des Projekts TeichLausitz?
Das TeichLausitz-Projekt zielt auf den Erhalt bewirtschafteter Teiche und damit ihrer Artenvielfalt und besonderen Ökosystemleistungen ab. Dafür sollen Empfehlungen zur weiteren Gestaltung maßgeblicher Rahmenbedingungen und Förderprogramme basierend auf natur-, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Untersuchungen erarbeitet und an Entscheidungsbefugte herangetragen werden. Ein solch komplexes Vorhaben benötigt eine breite Zusammenarbeit: Deshalb arbeiten im Projekt drei Wissenschaftspartner und ein Praxispartner mit zahlreichen Akteurinnen und Akteuren der Lausitzer Teichwirtschaften wie z.B. den Teichwirtinnen und Teichwirten, Behörden- und Verbandsvertretungen zusammen. Die Arbeiten sind in sieben Module unterteilt (vgl. Abbildung 1) und vereinen wissenschaftliche Expertise und Praxiswissen.

Das Projekt ist unterteilt in vier Basis-Forschungsmodule und zwei begleitende Kommunikations-Module. Schließlich werden alle Ergebnisse zusammengeführt.

Abbildung 1: Modulstruktur des Forschungsprojekts TeichLausitz

1. Schritt: Die Ausgangslage untersuchen
Analyse existierender Governancestrukturen und Politikinstrumente (Modul 1)
Um Empfehlungen abgeben zu können, müssen zuerst Strukturen, Prozesse und beteiligte Netzwerke erfasst und verstanden werden, welche die Beziehungen zwischen den Akteuren und der Artenvielfalt, den Ökosystemleistungen und deren Nutzung in bewirtschafteten Teichlandschaften beeinflussen (Governancestrukturen). Deshalb stellt sich das Internationale Hochschulinstitut (IHI) Zittau der Technischen Universität Dresden (TUD) folgende Forschungsfragen: „Welche Rahmenbedingungen gibt es auf EU- und Bundesebene, in Brandenburg und Sachsen und welche Politikinstrumente werden aktuell angewandt? Inwieweit erfüllen derzeit eingesetzte Politikinstrumente ihre Ziele, und tragen diese Ziele längerfristig zu einer verbesserten Inwertsetzung von Biodiversität und Ökosystemleistungen in der Gesellschaft bei? Welche Möglichkeiten bieten die existierenden Governancestrukturen beider Länder hinsichtlich einer veränderten Ausgestaltung von Politikinstrumenten, bzw. einer Ergänzung durch weitere Instrumente?“
Weitere Informationen zur Analyse existierender Governancestrukturen und Politikinstrumente (Weiterleitung auf Seite des IHI)

2. Schritt: Vertiefende Forschung
Abbildung 1 zeigt ein Bündel an drei natur- und betriebswirtschaftlichen Modulen: die Module 2, 3 und 4. Anhand geeigneter Teichgruppen in beiden Bundesländern werden die Effektivität umwelt- und naturschutzpolitischer Instrumente hinsichtlich
•    des Erhalts der Biodiversität (Modul 2),
•    der Ökosystemleistungen (Modul 3) und
•    der betriebswirtschaftlichen Rentabilität (Modul 4) analysiert.

Biodiversität & Teichbewirtschaftung (Modul 2)
Wie lässt sich Biodiversität an Teichen messen und bewerten? Das Institut für Binnenfischerei e. V. Potsdam-Sacrow (IfB) untersucht die Artenvielfalt an unterschiedlich bewirtschafteten Teichen in Brandenburg und Sachsen mittels klassischer und innovativer Methoden und erstellt Nährstoffbilanzen. Die Untersuchungen sollen Antwort auf folgende Frage geben: „Haben unterschiedliche Bewirtschaftungsmaßnahmen, die sich aus der Guten Fachlichen Praxis der Karpfenteichwirtschaft in Kombination mit Förderprogrammen ergeben, eine Wirkung auf die Biodiversität von Teichen?“
Weitere Informationen zur Biodiversität & Teichbewirtschaftung (Weiterleitung auf Seite des IfB)

Ökosystemleistungen von Teichlandschaften (Modul 3)
Ökosystemleistungen sind Leistungen, die ein Ökosystem der Bevölkerung zur Verfügung stellt. Interessant für das Projekt ist das Ökosystem Teich. Ökosystemleistungen von Teichlandschaften sind neben Erholung und Tourismus zum Beispiel die Lebensmittelproduktion, Nährstoffbindung oder die Regulation des Wasserhaushalts der Region. Das Internationale Hochschulinstitut (IHI) Zittau der Technischen Universität Dresden (TUD) erfasst und bewertet in diesem Modul verschiedene Ökosystemleistungen hinsichtlich ihrer Wichtigkeit und untersucht, ob verschiedene Bewirtschaftungsformen bzw. Förderinstrumente Einfluss auf die Bereitstellung von Ökosystemleistungen haben.
Weitere Informationen zu Ökosystemleistungen von Teichlandschaften (Weiterleitung auf Seite des IHI)

Betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen (Modul 4)
In diesem Modul wird die kurz-, mittel- und langfristige Wirtschaftlichkeit der Karpfenproduktion in Sachsen und Brandenburg anhand von repräsentativen Bewirtschaftungssystemen untersucht. Das Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Institut für Fischereiökologie, Bremerhaven (TI) arbeitet dabei mit Modellen – sogenannten „typischen Betrieben“. Im Laufe des Projekts werden typische sächsische und brandenburgische Karpfenbetriebe in Zusammenarbeit mit Teichwirtinnen und Teichwirten aus der Region erarbeitet. Auf dieser Basis wird sowohl die wirtschaftliche Abhängigkeit regionaler Karpfenbetriebe von den aktuellen Teichfördermaßnahmen betrachtet, als auch die Möglichkeiten für eine verbesserte Wirtschaftlichkeit vorrangig in Bezug auf Ökosystemleistungen und Biodiversität untersucht.
Weitere Informationen zu betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Weiterleitung auf Seite des TI)

3. Schritt: Empfehlungen aussprechen
Entwicklung von innovativen Governanceoptionen und Politikinstrumenten (Modul 5)
Mithilfe der in den Modulen 1 -  4 entstandenen Untersuchungsergebnisse  erarbeitet das IHI Zittau gemeinsam mit den Projektpartnern und in enger Kooperation mit Modul 6 mit allen interessierten Akteurinnen und Akteuren Empfehlungen zur besseren gesellschaftlichen Inwertsetzung von Biodiversität und Ökosystemleistungen in Teichlandschaften. Unter Berücksichtigung von Verhaltenswissenschaften und Umweltpsychologie werden gemeinsam Optionen für die Weiterentwicklung und Gestaltung von Politikinstrumenten und Maßnahmen entwickelt, die eine wirksame Stärkung der Teichwirtschaften erlauben und damit zur Erhaltung der für Mensch und Natur wertvollen Teichlandschaften beitragen. Idealerweise führen die Empfehlungen nach Beendigung des Vorhabens längerfristig zu strukturellen Änderungen bzw. zur Anpassung von Richtlinien und Förderprogrammen, um die Effektivität und Effizienz der entsprechenden Politikinstrumente beim Erhalt der Artenvielfalt in Teichlandschaften zu steigern.
Weitere Informationen zur Entwicklung von innovativen Governanceoptionen und Politikinstrumenten (Weiterleitung auf Seite des IHI)

Begleitend zur Forschung:
Multi-Stakeholder-Plattform (Modul 6)
Vom Projektbeginn an bezieht das Projektteam Akteurinnen/Akteure der Lausitz in die Projektarbeit aktiv ein. Dazu zählen Teichwirtschaften, Behörden und Verbände. Zudem steht TeichLausitz in Austausch mit anderen, sich thematisch ergänzenden, Projekten wie z. B. dem Projekt MoSaiKTeiL - Moore, Sand, Kiefern und Teiche der Lausitz (Weiterleitung auf mosaikteil.de). Durch jährliche Stakeholder-Workshops sowie die digitale Multi-Stakeholder-Plattform sind Personen der brandenburgischen und sächsischen Lausitz aus Behörden, Verbänden und Teichwirtschaften eingeladen, am Projektverlauf mitzuwirken sowie über Projektinhalte zu diskutieren und diese mit zu gestalten. Betreut wird dieses Modul vom Praxispartner Staatsbetrieb Sachsenforst, Biosphärenreservatsverwaltung Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft (BRV). Neben Netzwerkarbeit ist die Öffentlichkeitsarbeit, besonders die Information der Bevölkerung über Teiche und deren wichtige Ökosystemleistungen, ein Arbeitsschwerpunkt. 

Koordination, Kommunikation und Ergebnisverwertung (Modul 7)
In Ergänzung zu Modul 6, welches Projektinhalte vor allem mit den beteiligten Akteurinnen und Akteuren sowie dem interessierten öffentlichen Publikum austauscht, werden über Modul 7 durch das Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow (IfB) neben der internen Projektkoordination schwerpunktmäßig die wissenschaftlichen Ergebnisse des Projekts mit Fachpublikum und Fördermittelgebern kommuniziert.
Weitere Informationen zur Koordination, Kommunikation und Ergebnisverwertung (Weiterleitung auf Seite des IfB)

Das Projekt wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ (BiodiWert) gefördert und ist Teil der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) (Weiterleitung auf Seite der FEdA).
Projektlaufzeit: 01.10.2021 bis 30.09.2024, Verlängerung bis 31.12.2024.

Ansprechpartnerin zum Projekt:

Laila Ries
Sachbearbeiterin Öffentlichkeitsarbeit im Forschungsprojekt TeichLausitz
Referat Gebietsentwicklung
02694 Malschwitz OT Wartha
Warthaer Dorfstraße 29
Tel.: +49 (0)35932 365 - 39 | Laila.Ries@smekul.sachsen.de

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